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Sehr geehrte Patientin, sehr geehrter Patient,
Wir möchten Ihnen aktuell die wichtigsten Informationen über eine eventuell notwendige Prophylaxe zur Verhinderung einer Endokarditis mitteilen.

Was ist eine Endokarditis?

Bei Auftreten einer Bakteriämie (Bakterien im Blut) kann es zu einer Absiedelung von Bakterien an bestimmten Herzstrukturen kommen, die mit einer Entzündung einhergehen kann. Die erkrankten Herzstrukturen sind in der Regel Herzklappen mit Defekten, Klappenprothesen (mechanische/biologische) oder andere angeborene Herzfehler.

Wer benötigt eine Endokarditis-Prophylaxe mit Antibiotika?

Hier ist es wichtig zu wissen, dass insbesondere durch die neueren Leitlinien gestützt, der Schwerpunkt einer antibiotischen Therapie auf Hochrisikopatienten begrenzt wird.
Hochrisikopatienten sind:

  • Patienten mit Klappen­prothesen, einschließlich Trans­katheterklappen oder mit rekonstru­ierten Klappen unter Ver­wendung prothetischen Materials
  • Patienten mit überstandener Endokarditis
  • Patienten mit angeborenen Vitien (Klappen­fehlern­/Herzscheide­wanddefekte)
  • Jegliche zyanotische Vitien (zyanotisch = vermischtes arterielles und venöses Blut, dadurch Blaufärbung der Haut)
  • Bis zu 6 Monaten nach operativer oder inter­ventioneller Vitien-Korrektur unter Verwendung von prothetischem Material oder lebenslang bei residuellem Shunt oder Klappen­insuffizienz

Wer benötigt keine Endokarditis-Prophylaxe mit Antibiotika?

Letzlich alle Patienten mit anderen Klappenerkrankungen oder anderen Vitien als oben aufgeführt. Beispielsweise Patienten mit

  • Angeborenen nicht zyanotischen Herzfehlern
  • mit erworbenen Herzfehlern wie z.B. Aorten­klappen­stenose­/Aorten­klappen­insuffizienz, Mitral­klappen­stenose/Mitral­klappen­insuffizienz
  • Patienten mit Kardiomyopathien zum Beispiel HOCM
  • Patienten nach Schrittmacher­implantation

Insbesondere im Vergleich zu den früheren Empfehlungen ist anzumerken, dass nie wissenschaftlich fundiert ein Nutzen bei niedrigen oder mittleren Risiko für eine Endokarditis durch eine antiobiotische Prophylaxe nachgewiesen werden konnte, so dass man sich aktuell auf die Hochrisikopatienten konzentriert.

Wann wird eine Endokarditis-Prophylaxe benötigt?

Auch hier ist zu betonen, dass die Empfehlungen sich in den letzten Jahren geändert haben. Eine antiobiotische Prophylaxe wird nur noch bei Hochrisikoeingriffen standardmäßig empfohlen. Diese sind in der Regel zahnärztliche Eingriffe bei denen es durch Manipulation am Zahnfleisch oder direkt an den Zähnen zu einer Verletzung der Schleimhaut kommt. Hier muss man davon ausgehen, dass zahlreiche Bakterien in den Blutkreislauf gelangen können. Eingriffe beispielsweise am Respirationstrakt (z.B. Bronchoskopie), am Gastrointestinaltrakt (z.B. Gastroskopie/Koloskopie) oder Urogenitaltrakt (z.B. Zystokopie, vaginale Entbindung) benötigen keine antibiotische Prophylaxe.

Welche Antibiotika-Prophylaxe ist zur Verhinderung einer Endokarditis empfohlen?

SituationAntibiotikumErwachseneKinder
Keine Penicillin AllergieAmoxicillin oder Ampicillin2 g oral oder i.v.50 mg/kg oral oder i.v.
Penicillin AllergieClindamycin600 mg oral oder i.v.20 mg/kg oral oder i.v.
(Einzeldosis 30-60min vor dem Eingriff)
aus ESC guideline 2015

Weitere Präventionsmaßnahmen zur Verhinderung einer Endokarditis

Hier ist anzumerken, dass diese idealerweise in der Allgemeinbevölkerung und natürlich insbesondere bei Hochrisikopatienten Anwendung finden sollten

  • Strikte Mund-und Hauthygiene, regelmäßige zahnärztliche Kontrollen
  • Wunddesinfektion
  • Jeder bakterieller Infekt sollte mit Antiobiotika behandelt werden
  • Von Tätowierung oder Piercing Schmuck wird abgeraten

Wenn Sie weitere Fragen zur Endokarditis-Prophylaxe haben, sprechen Sie uns bitte in der Sprechstunde an!